1914 - 1945

Die Freimaurerloge “Zum Morgenstern” wurde 1799 gegründet

1914 - 1924

Im ständigen Auf und Ab der Zeit, wie auch des Logenlebens, brachte der Erste Weltkrieg den nächsten Einbruch. Nach den vorhandenen Unterlagen waren zwischen 1914 und 1918 81 Brüder zum Heer einberufen bzw. im Kriegsdienst tätig. Dadurch konnte das Logenleben nur noch unter Sparflamme aufrechterhalten werden. Die Reisetätigkeit mußte eingestellt werden, die Beziehungen zum Ausland brachen ganz ab. Die in der Heimat verbliebenen Brüder bemühten sich intensiv, auf caritativen und gemeinnützigen Gebieten verstärkte Aktivitäten zu entfalten. So erfuhr der Stadtmagistrat von Hof von der Loge Hilfe zur Unterstützung

Kriegsbedürftiger. Dem Roten Kreuz wurden neben Geld die Logenräume zur Verfügung gestellt. Dafür erhielt die Loge im August 1918 von König Ludwig III. von Bayern ein Diplom für „allerhöchste Anerkennung für verdienstvolle Kriegsarbeit in der Heimat“. Zwischen Januar und März 1918 mußten die wöchentlichen Clubabende wegen Kohlemangels eingestellt werden.

Mit Ende des Krieges belebte sich das Logenleben wieder schlagartig. 1921 fand eine Innenrenovierung des Logenhauses statt. Der damals in dem Tempel eingebaute Stern aus Facetteglas ist heute noch vorhanden. Vom
guten Geist in der Loge zeugt, dass bei den Baukosten von 150.700 Mark hierfür 160.453 Mark, also mehr als benötigt, an Spenden eingingen.

1923 wurde eine Gedenktafel für die im Kriege gefallenen Brüder angebracht. Die katastrophale Geldentwertung bereitete dem Schatzmeister einen schweren Stand. Durch eine rege Aufnahmetätigkeit hatte die Loge 1924 180
Mitglieder.

Vom 7. bis 9. Juni 1924 feierte die Loge ihr 125-jähriges Stiftungsfest. Neben den eigenen Brüdern waren 74 Brüder auswärtiger Logen zu den Feierlichkeiten gekommen.

1925 - 1932

Am 1. April 1925 fand die Reaktivierung des unter der Aufsicht der Loge “Zum Morgenstern” in Asch arbeitenden freimaurerischen Kränzchen “Astraea” statt. In diesem und den Folgejahren vermerkt die „Geschichte des Morgenstern von 1925 bis 1949“ von Br.: Georg Riess, dass wiederholt Brr.: als Musiker bei den Bayreuther Festspielen tätig waren und in der Loge Konzerte gaben.

Auswärtige Brr.: aus England und Amerika besuchten regelmäßig die Hofer Loge. Die in diesen Jahren in der Loge gehalten Vorträge befaßten sich sowohl mit freimaurerischen Themen als auch mit profanen Inhalten, wie etwa Vorträge über die Börse oder die drahtlose Telegrafie

Am 1. Juni 1926 hatte die Großloge “Zur Sonne” in Bayreuth eine eigene Begräbniskasse gegründet, die bei dem Tod eines Bruders 1.000 RM Beihilfe gewährte. Erstmals nach dem Krieg wurden an Weihnachten 1928 wieder 12 Kinder von der Loge neu eingekleidet.

Am 29. März 1929 wurde der bekannte Komponist und Geigenkünstler, Br.: Henri Marteau in Hof zum Freimaurermeister erhoben, nachdem seine Großloge “Zum Licht” in Sofia damit ihr Einverständnis erklärt hatte. Die enge Verbundenheit zur Nachbarloge “Zur Pyramide” in Plauen zeigte sich im Jahr 1929 als die jeweiligen Stuhlmeister zum Ehrenmitglied der jeweils anderen Loge ernannt wurde

In den Jahren ab 1931 wurden Arbeitslose und Bedürftige aus der Logenkasse gespeist. So wurden vom 8. Januar bis 30. April 1932 2.160 Mahlzeiten an Arbeitslose abgegeben

1932 - 1933

Das Maurerjahr 1932 / 1933 war für die Hofer Loge genauso wie für die gesamte Freimaurerei, für ganz Deutschland, ja für die ganze Welt ein besonders tragisches Jahr. Der Entwicklung der Hofer Freimaurerei, die hier gleichzeitig ein Beispiel für die Entwicklung der Freimaurerei im damaligen deutschen Reich ist, muss daher bei der Darstellung der Geschichte des Morgenstern ein breiterer Platz eingeräumt werden.

Noch im Frühjahr 1932 erließ die Bayreuther Großloge “Zur Sonne” einen Beschluß, wonach auf englische Anregung die seit dem Ersten Weltkrieg ruhenden Beziehungen zur Großloge von England wieder aufzunehmen waren. In einer Versammlung vom 16. Juni 1932 hat die Hofer Loge dies abgelehnt, weil sie die Zeit dafür noch nicht gekommen sei. Die Gründe, die zu dieser Entscheidung führten, sind nicht bekannt.

Die „völkische Bewegung“ in Deutschland war immer stärker geworden. Damit war auch die Agitation gegen die Freimaurerei immer mehr gewachsen. Auch die Spaltung der Freimaurerei in eine christliche und eine humanitäre Richtung verschärfte sich und führte 1932 zum Bruch.

Am 7. Januar 1932 fand in der Loge „Zum Morgenstern“ noch eine gutbesuchte Schwesternloge statt. Für über ein Jahrzehnt die sollte dies die letzte sein

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 31. Januar 1933 begann die zielgerichtete Vernichtung der Freimaurerei in Deutschland. Die gleichgeschaltete Presse nahm in scharfer Weise gegen die Freimaurerei Stellung. Es verging kaum ein Tag an dem nicht in politischen Leitartikeln gegen die Freimaurerei Stellung bezogen wurde. In zahllosen Pamphleten wurde die Freimaurerei und ihr Brauchtum in den Schmutz gezogen.

Immer noch setzte die Loge “Zum Morgenstern” unbeirrt von diesem Ansturm ihre Tempelarbeiten und Clubabende fort. Nach der Monatsloge vom 1. April 1933, der letzten, die stattgefunden hat, hielt ein Bruder, der, wie es in der Chronik heißt, „mit nationalsozialistischen Kreisen Fühlung hatte“, einen Vortrag über die Zukunft der Freimaurerei. In der „Geschichte des Morgenstern 1924 -1949“ heißt es weiter:

“Danach war mit Sicherheit anzunehmen, dass die damals das deutsche Volk beherrschende NSDAP künftig nicht mehr dulden werde, dass die Bauhütten nach Ritualen arbeiteten, welche Anklänge an das alte Testament enthielten. Wenn man die Bruderschaft in ihrem Bestand erhalten wolle, so würde nichts anderes übrig bleiben, als das christliche System anzunehmen und damit die jüdischen Mitglieder auszuschalten.”

Bereits zu dieser Zeit wurde das Logengebäude durch die Nationalsozialisten überwacht.

1933 - 1934

Unter dem Druck der innenpolitischen Veränderungen löste sich am 30. April 1933 die älteste und ehrwürdigste humanitäre deutsche Großloge „Zur Sonne“ in Bayreuth, der auch die Loge „Zum Morgenstern“ angehörte auf und schloß mit einer ergreifenden Tempelarbeit ihre Pforten. In einem Brief an die Tochterlogen schrieb der zugeordnete Großmeister am 12. April 1933, dass er die Überzeugung habe, „dass wir ein heiliges Mysterium zu bewahren haben, das durch menschliche Nöten und Schwächen immer nur vorübergehend verdunkelt oder verschüttet werden kann.“

Zur Erhaltung ihres Eigentums wandelte dich die Großloge um in den Verein “Gesellschaft für Kultur und Wissen”. Der Arierparagraph, der die Mitgliedschaft von „Nichtariern“ verbot, wurde in die Satzung eingefügt.

Nur zwei Wochen später, in der Mitgliederversammlung vom 27. April 1933 folgte die Loge „Zum Morgenstern“ bei nur geringem Widerstand der Brüder diesem Beispiel und wandelte sich um in den geselligen Verein „Deutsch-Christlicher Freundschaftsbund“. Alle rituellen Arbeiten wurden eingestellt. Damit hatten die Nazi’s auch in Hof über die Freimaurerei, die hier aufgehört hatte, zu existieren, gesiegt. Mit diesem Schritt wollte man wohl noch „retten, was zu retten war“. Auch in Hof wurde der Arierparagraph in die Satzung eingefügt und jüdischen Mitbrüdern der Austritt nahegelegt.

Andere Nachbarlogen verhielten sich ähnlich. Die Hofer Tochterloge „Friedrich zur Frankentreue“ in Kulmbach löste sich auf. Die Nachbarloge „Pyramide“ in Plauen wandelte sich in eine Sterbekasse um. Die Bayreuther Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ wandelte sich in einen Verein „Zur Pflege der Heimat“ um, während sich die Regensburger Loge auflöste und ihr Vermögen unter den Mitgliedern verteilte.

Dies alles nützte aber nicht lange. Alle „neuen“ Vereine wurden später als Tarnorganisationen aufgelöst.

Zahlreiche Hofer Brüder traten bald aus dem „Deutsch-Christlicher Freundschaftsbund“ aus. Es waren dies vor allen Dingen Beamte und Lehrer, die sich aufgrund der unverhüllten Drohungen der Parteistellen nicht mehr sicher fühlten. Auch viele unabhängige Brüder erklärten ihren Austritt, da sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in ihrem Berufsleben mit Boykott bedroht wurden.

Am 23. Juni 1934 erschienen gegen 11:00 Uhr vier Beamte der uniformierten Geheimen Staatspolizei im Logengebäude. Das Gebäude wurde beschlagnahmt, niemand durfte das Logenhaus verlassen. Nach Verstärkung durch die Stadtpolizei und eine Abteilung SA wurde nun in den Logenräumen alles ausgeräumt, was nicht niet- und nagelfest war. Das gesamte Archiv, Bücher, die Bilder der Stuhlmeister, sämtliche Tischdecken, alle Gegenstände im Tempel, Bestecke, selbst Bilder der beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. wurden abgenommen und auf zwei Lastautos verladen, die Hof mit Fahrtrichtung „Berlin“ verließ.

1935 - 1945

Durch Runderlass des Preuss. Ministeriums des Innern vom 10. Juli 1935 wurde angeordnet, dass bis zum 1. September 1935 alle Beamte eine dienstliche Erklärung über ihre Logenzugehörigkeit und Logenämter einzureichen hatten. Mit Runderlass vom 2. September 1936 wurde bestimmt, dass Beamte, welche während ihrer Logenzugehörigkeit Ämter in der Freimaurerei bekleidet hatten, nur mit Zustimmung des Stellvertreters des Führers weiterbeschäftigt werden durften. Personen, die erst nach dem 30. Januar 1933 aus einer Loge ausgetreten waren, wurden grundsätzlich von einer Anstellung oder Beförderung ausgeschlossen.

Durch Beschluß der Polizeidirektion Hof vom 29. Oktober 1935 wurde auf Weisung der bayerischen politischen Polizei in München der >Deutsch-Christliche Freundschaftbund< aufgelöst und das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Neben dem Logengebäude waren dies Stiftungen im Gesamtbetrag von 48.617 RM, Inventar von 25.000 RM und Kontoguthaben von 5.378 RM

Begründet wurde dies im Auflösungsbeschluß u.a.:

“Die fr. Loge “Zum Morgenstern” in Hof ist eine Tochterloge der Groß-Loge “Zur Sonne” in Bayreuth., bei der nach der Machtübernahme durch die NSDAP volks- und staatsfeindliche Umtriebe festgestellt wurden. Die engen Beziehungen zwischen den beiden Logen erfordern daher auch die Auflösung und die Beschlagnahme des gesamten Vermögens der Frmr.-Loge, nun “Deutsch-Christlicher Freundschaftsbund” in Hof. Die Tatsache, dass die Loge hier inzwischen einen anderen Namen angenommen hat, ändert nichts an der Sachlage. Es deutet im Gegenteil diese Äußerlichkeit darauf hin, dass der Zweck und das Dasein dieser Personenmehrheit vor der Staatsregierung geheim gehalten werden soll.“

Durch einen weiteren Beschluß der Polizeidirektion Hof vom 20. August 1936 wurde das gesamte beschlagnahmte Vermögen zugunsten des Landes Bayern eingezogen. In der Folgezeit verkaufte die Polizeidirektion Hof das Logengebäude für 40.000 RM an die Stadt Hof