Jubiläumsjahr 1999

Die Freimaurerloge “Zum Morgenstern” wurde 1799 gegründet

Jubiläumsjahr 1999

Im Jahre 1999 feierte die Loge ihr 200jähriges Stiftungsfest. An der Festarbeit, die aus Platzgründen in
der „Gartengesellschaft“ gefeiert wurde, nahmen neben fast 200 Brüdern der zugeordnete Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Br.: Friedrich Wilhelm Schmidt, der Großmeister der Großloge der >Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland<, Br.: Klaus Horneffer, und Stuhlmeister aus ganz Deutschland teil. Ein für den Sonntag vorgesehener Festvortrag des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, mußte wegen dessen lebensbedrohender Erkrankung entfallen.


Lassen wir im folgenden die Presseberichterstattung über die Feierlichkeiten sprechen:

Hofer Freimaurerloge ,,Zum Morgenstern“ stellt sich im Museum vor:

“Wir wollen uns selbst verbessern“

Seit 1799 gibt es die St. Johannisloge ,,Zum Morgenstern“ in Hof. Derzeit gehören der Bruderschaft etwa 80 Männer an. Aus Anlaß ihres 200jährigen Bestehens finden in den nächsten Wochen zahlreiche Veranstaltungen
statt. Zum Auftakt wurde gestern eine Ausstellung im Museum Bayerisches Vogtland eröffnet, die bis zum 25. Juni zu sehen ist.

HOF. – Selbst die Initiatoren und Veranstalter der Ausstellung waren überrascht. Mit einem solchen Besucherandrang – weit über einhundert – hatte kaum einer gerechnet. Zwar waren natürlich etliche Brüder
gekommen, aber viele andere nahmen erstmals Einblick in die Welt dieser Bruderschaft.

Es mag daran liegen, daß der Freimaurerei etwas Geheimnisvolles anhaftet. Auch heute noch. Vielleicht, weil normalerweise das Logenleben ,,unter Deckung“ stattfindet, soll heißen: unter Ausschluß der
Öffentlichkeit. Darauf machte der zugeordnete Meister Dr. Hans Wilhelm Bruns in seiner Begrü ßungsrede aufmerksam. Erst in der Abgeschlossenheit, fern der Außenwelt, aber, sagte er weiter, könne der Einzelne den Weg frei machen zu sich selbst.

Auch Bruder Werner Mergner von der Chefredaktion der Frankenpost räumte in seiner kurzen Rede – in kräftiger Bildsprache – zunächst einmal mit in der Öffentlichkeit kursierenden Vorurteilen zum Logenleben auf:
,,Wir sind keine Geheimgesellschaft und wir sind keine Sekte. Und was wir nicht tun ist dies: Wir schlachten keine Kinder und schänden keine Jungfrauen.“

Etwa 10000 Mitglieder zählt die Großloge in ganz Deutschland. Es sind ausschließlich Männer, die sich ,,in brüderlicher Gemeinschaft zu vertiefenden symbolischen Ereignissen treffen“, wie Werner Mergner erläuterte.
Und weiter: ,,Wir treten für Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Frieden und soziale Gerechtigkeit ein. Und vor allem für Toleranz.“

Die Ideale, die vor 200 Jahren in der Aufklärung für den einzelnen Freimaurer gegolten haben, sie gelten auch heute noch. Über allen steht der Anspruch, die Welt zu verbessern, indem der Einzelne sich selbst
verbessert. Mergner: ,,Jeder einzelne will den Weg der Erkenntnis gehen.“

Museumsleiter Dr. Arnd Kluge ordnete in seinem Grußwort die Freimaurerlogen historisch ein in das im Bürgertum vor 200 Jahren keimende Vereinsleben. Wie andere Vereine jener Zeit hatten auch die Logen eine ,,gesell
schaftsbildende Funktion“, sagte er.

Wer mehr über die Freimaurer im allgemeinen und die Loge in Hof im besonderen erfahren will, der hat dazu Gelegenheit am Donnerstag, 20. Mai. Um 20 Uhr wird Werner Mergner im Museum über die Geschichte der Freimaurer in Hof referieren:

“Von freien Männern, die einen Tempel bauen.”

Von Werner Mergner: 

Die Freimaurer-Loge ,,Zum Morgenstern“ in Hof feiert in diesem Jahr ihr 200jähriges Bestehen. Zu diesem außergewöhnlichen Jubiläum will die Bruderschaft, die sonst eher im Verborgenen wirkt, mit mehreren
Veranstaltungen an die Öffentlichkeit treten. Im Mittelpunkt wird das Wochenende vom 12./13. Juni stehen; da erwartet der ,,Morgenstern“ Gäste aus ganz Deutschland. Öffentlicher Höhepunkt ist eine Matinèe am Sonntag, 13. Juni, bei der als Festredner der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, spricht.

Für einen Außenstehenden wirkt die Szene fremdartig: In dem eleganten Raum mit wertvollen Stuckdecken stehen würdige Männer im Smoking mit weißen Fliegen und unterhalten sich. Plötzlich öffnet sich die Türe und ein
anderer Mann, genauso festlich gekleidet, aber zusätzlich mit Zylinder, weißen Handschuhen, einem Schurz und einem Logenabzeichen um den Hals, tritt ein. Er klopft dreimal mit einem schweren gedrechselten Stock auf den Boden – das Gespräch verstummt. ,,Auf Geheiß des ehrwürdigen Meisters bitte ich die Brüder, mir schweigend in den Vorraum des Tempels zu folgen.“

Der Tempel

Die ,,Brüder“, wie sich Freimaurer untereinander ansprechen, gehorchen dem Zeremonienmeister. Der ,,Tempel“, wie die Freimaurer in aller Welt den Raum nennen, in dem sie ihre stark von Symbolen und Ritualen
beeinflußten ,,Arbeiten“ abhalten, ist für Nichtmitglieder unzugänglich – nur Brüder dürfen den würdevoll ausgestalteten Raum betreten. Der Tempel der Hofer Loge ,,Zum Morgenstern“ ist im eigenen Logenhaus der Bruderschaft, die im übrigen ein eingetragener Verein ist, in der Kreuzsteinstraße untergebracht.
Hier befinden sich im ersten Stock auch die Klubräume, in denen die Logenbrüder sich jede Woche zu geselligen Klubabenden mit Diskussionen und Vorträgen, die manchmal sogar öffentlich sind, treffen.

Sozusagen ,,ans Eingemachte“ geht es aber nur bei den Tempelarbeiten. Hier wird, in übertragenem Sinne natürlich, das getan, was der Name der weltweit verbreiteten Bruderschaft beschreibt: es wird ,,gemauert“.
Erklärtes Ziel der ,,Bauhütte“, wie sich die Bruderschaft auch gerne selbst nennt, ist der Bau eines ,,Tempels der Humanität“, der Menschlichkeit also. Und die Bausteine dieses Tempels, nach dessen Fertigstellung die Welt besser wäre als jetzt, sind folgerichtig die Menschen selbst. Sie müssen an sich selbst arbeiten, um sich zu verändern – und damit auch die Welt. Mit Nächstenliebe und absoluter Toleranz gegenüber dem Anderen wollen die Freimaurer diesen humanitären Weg gehen.

Rund achtzig ,,freie Männer von gutem Ruf“ sind es kurz vor dem Übergang zum dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung, die sich im ,,Morgenstern“ zu Hof zusammengeschlossen haben, um ihren Idealen zu leben.
Daß ihre ,,Arbeiten“ nicht öffentlich sind, sondern daß sie von einem Schleier ,,freimaurerischer Geheimnisse“ umgeben sind, wird derjenige verstehen, der sich intensiver mit dieser geheimnisvollen Gemeinschaft beschäftigt. Die Welt der Rituale und Symbole ist nicht jedem zugänglich, nicht jeder kann sie verstehen, findet sich in ihr zurecht. So ist der Weg in die drei Grade der ,,Johannismeisterei“ – Lehrling, Geselle und Meister – ein Initiationsweg, ein Weg der Einweihung. Und dieser Weg ist so persönlich, daß er nicht öffentlich sein kann.

Nichts ist wahr von den schauerlichen Dingen, die Neugierige schon immer den Frei maurern angedichtet haben. Den Gipfel der Verleumdung mußten die Freimaurer im Dritten Reich ertragen. Es ist klar, daß eine Gemeinschaft, die sich die Toleranz als höchsten menschlichen Wert aufs Panier geschrieben hat, von einem totalitären System besonders gehaßt und verfolgt wird. So mußten sich in Deutschland auch alle Logen in den dreißiger Jahren
dieses Jahrhunderts auflösen. Vorher und nachher waren die ,,Brüder Maurer“ aber Zielscheibe einer unglaublichen Kampagne. Jungfrauenschändung und Kindermord wurden den Freimaurern genauso angedichtet wie die immer noch umhergeisternde Geschichte vom Revolver, der zum Zwecke des Selbstmordes
demjenigen geschickt werde, der finanzielle Probleme hat.

Wahr ist vielmehr, daß sich Freimaurer untereinander brüderlich helfen – und daß sie anderen helfen, aber (im Gegensatz zu anderen humanitären Organisationen) sehr selten darüber reden. Ihr Weg ist die Suche
nach dem Licht, das letztlich auch Erleuchtung und menschliche Vollendung bringen soll. Kein Wunder, daß Interessenten für die Loge ,,Suchende“ genannt werden. Und die Freimaurer des ,,Morgenstern“ stellen mit großem Interesse fest, daß deren Zahl gerade in der heutigen Zeit wächst. So kennt die Loge weder
Nachwuchssorgen noch muß sie daran zweifeln, daß die freimaurerischen Ideen zeitgemäß sind.

Vor 200 Jahren

Blicken wir 200 Jahre zurück. Hof hatte 1799 rund 4200 Einwohner und war damit so groß wie Leipzig (!). Politisch gehörte die Industriestadt mit dem Schwerpunkt Textil zu Preußen. Die Freimaurerei war bis
in die allerhöchsten Kreise verbreitet. So waren die Markgrafen von Bayreuth und Ansbach Freimaurer, und auch Friedrich der Große selbst gehörte der Loge an.

So war es fast klar: Die Zeit war auch in Hof, schon damals an einer Nahtstelle zwischen Süd und Nord, West und Ost gelegen, reif für eine Logengründung: die Idee der Humanität, in den Menschen schlummernd und durch
die vorausgegangene Französische Revolution erweckt, war nicht mehr zu bremsen. Am 5. April 1799 wurde so in der preußischen Stadt Hof von der Großloge ,,Royal-York zur Freundschaft in Berlin“ die Loge ,,Zum Morgenstern“aus der Taufe gehoben. Das erste Stiftungsfest wurde schon am 9. Juni im Hofer Rathaussaal gefeiert. Zu den 17 Gründungsmitgliedern zählten sechs Offiziere, fünf Beamte, zwei Theologen, zwei Mediziner und zwei griechische Kaufleute. Erster Stuhlmeister, wie das Oberhaupt einer Loge genannt wird, war Karl
Christian von Morg, königlich-preußischer Hauptmann, Erb-, Lehens- und Gerichtsherr auf Reusa (bei Plauen). Drei Gründungsmitglieder gehörten zu der damals schon existierenden Plauener Loge ,,Zu den drei Flammen“, deren Lichter aber schon lange erloschen sind.

Verschwunden

Sehr viel weitere Einzelheiten aus dieser Zeit sind nicht bekannt, weil das gesamte Archiv der Hofer Loge 1933 durch die Nazis beschlagnahmt wurde. Was aus den Unterlagen geworden ist, konnte niemals geklärt werden. Was man weiß, ist dies: Die Loge fand vor allem im Bürgertum großen Zulauf; 1804 hatte sie 51 Mitglieder.

Inzwischen war Hof bayerisch geworden. Durch königliche Verordnungen wurde es ,,allen mittel- und unmittelbar in Staatsdiensten stehenden Individuen, Quisescenten und Pensionisten ohne alle Ausnahme“ verboten, einer Loge anzugehören. 1811 schlossen sich mehrere fränkische Logen zusammen, darunter auch der ,,Morgenstern“ und ,,Zur Sonne“ in Bayreuth, und gründeten die ,,Große Provinzialloge Zur Sonne“ in Bayreuth. Die Bayreuther
Stadtloge heißt seitdem ,,Eleusis zur Verschwiegenheit“.

Freimaurer zu sein, war damals sicherlich nicht so einfach wie heute. Die Brüder reisten aus Wunsiedel, Kulmbach und Münchberg mit der Kutsche an – die Eisenbahn gab es noch nicht. Getroffen hat man sich damals im Haus des Kammerrats Georg Christoph Löwel in der Bürgerstraße. Am 4. September 1823 brach das Unglück auch über die Hofer Freimaurer herein: Beim großen Brand wurde das Logenhaus zerstört; Inventar und Archiv verbrannten. 1833 verlegte man die Logenarbeit ins Gartengebäude des Gasthofes ,,Zum Hirschen“. Ab 1845
treffen sich die Brüder Freimaurer im ,,Brandenburger Haus“ in der unteren Ludwigstraße. Aber schon ein Jahr später zieht die Loge in die Altstadt um – ins Hagensche Haus (heute SchmidtBank).

Nun folgt ein dunkles Kapitel für den ,,Morgenstern“. Von 1849 bis 1865 ruhte das Logenleben in Hof. Der ständige Druck auf die Staatsbeamten, die Loge zu verlassen, verfehlte sein Ziel nicht. Dazu waren den
Münchnern die guten Beziehungen der Hofer Freimaurer nach Plauen und Leipzig suspekt – und Geld war auch nicht mehr da. Sehr selbstkritisch gibt man heute bei der Hofer Loge zu, daß es vielen Mitgliedern damals ,,wohl an Stehvermögen gefehlt“ habe. So blieben schließlich nur noch wenige Freimaurer übrig. Der damalige Logenbruder Staff- Reitzenstein versteckte das Logeninventar in einem seiner Schlösser, die Frauen anderer Brüder verbargen Urkunden und Schriftstücke in ihren Wäschetruhen.

Ehre den Frauen

Ab 1865 beruhigte sich die innenpolitische Lage in Bayern und Deutschland, und auch im Hofer Logenleben ging es wieder aufwärts. Um die mutigen Frauen der übriggebliebenen Freimaurer zu ehren, wurde vereinbart, alle
zwei Jahre eine Schwesternloge zu veranstalten – für den strengen Männerbund eine sensationelle Entscheidung. Die Frauen-Loge findet in Hof nun schon seit 130 Jahren statt.

Das Jahr 1869 war ein besonderes Jahr für die Hofer Loge, wurde doch unter Führung von Stuhlmeister Georg Albrecht Heinrich, Seifensiedemeister zu Hof, der Grundstein für das heutige Logengebäude in der Kreuzsteinstraße gelegt. Von da an ging es eigentlich nur noch bergauf – trotz weiterhin diskriminerender Erlasse des bayerischen Königshauses. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs blühte die Loge förmlich auf. Die wachsende Zahl von Logenbrüdern genoß vor allem die Mobilität durch die Eisenbahn. So wurden viele
Besuche bei befreundeten Logen möglich.

Im Krieg 1914 bis 1918 kam das Logenleben fast zum Erliegen, weil immerhin 81 Brüder eingezogen waren. Im Logenhaus pflegte das Rote Kreuz Verwundete; Logenabende gab es wegen Kohlemangel nur im Sommer. Doch schon 1921 war die Bruderschaft wieder obenauf. Das Logenhaus wurde von Grund auf renoviert; ein Jahr später hatte der ,,Morgenstern“ schon wieder 180 Mitglieder.

Hetzparolen

Nun zeichnete sich aber schon bald der Katastrophe zweiter und entscheidender Teil ab. Die sich ausbreitende völkische Bewegung mit Ludendorff begann eine gnadenlose Hetze gegen die ,,Maurer“, die sich von Jahr
zu Jahr steigerte. Da halfen auch viele karitative Leistungen des ,,Morgenstern“ und zahlreiche kulturelle Höhepunkte, wie zum Beispiel Konzerte mit Henri Marteau, der 1929 dem Bund beigetreten war, nichts – das Ende stand bevor. Nach der Machtergreifung machten die Nationalsozialisten ernst und schmähten die
Freimaurer fast täglich in Leitartikeln ihrer Hetzpresse. Es war ihr erklärtes Ziel, die Gruppierung zu vernichten, die sich Toleranz und Nächstenliebe aufs Panier geschrieben hatte. Die Hofer Loge wurde schließlich am 24. April 1933 ohne nennenswerten Widerstand in einen geselligen Verein, den Deutsch-Christlichen Freundschaftsbund, umgewandelt. Alle rituellen Arbeiten wurden sofort gestoppt. Die Finsternis hatte gesiegt. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Am 23. Juni 1934 erschien ein Kommando der Geheimen Staatspolizei im Logenhaus in der
Kreuzsteinstraße und beschlagnahmte das Gebäude samt Inhalt. Innerhalb weniger Minuten kamen Verstärkungen der Stadtpolizei und der SA. Hilflos mußten der letzte Meister vom Stuhl, der Lehrer August Horn, und der Kastellan Winterstetter mit ansehen, wie das Logenhaus ausgeräumt wurde. Unersetzliche Werte
verschwanden auf Nimmerwiedersehen, möglicherweise Richtung Geheimdienst-Archive Berlin. Durch Beschluß der Polizeidirektion Hof vom 29. Oktober 1935 wurde die Loge aufgelöst.

Horn und Roeder

Doch die Idee konnten die Nazis nicht töten. Viele Freimaurer hielten dem Bund im Geheimen die Treue, an der Spitze der eben erwähnte Lehrer Horn und der spätere Chefredakteur des Hofer Anzeiger, Karl Roeder, der vielen
Lesern unserer Zeitung auch als ,,Hofer Spaziergänger“ ein Begriff ist. Sie bauten die Loge auch nach dem Kriege wieder auf.

Mit Genehmigung der US- Militärregierung versammelten sich am 17. März 1946 in den Räumen der Firma Pechstein 40 ,,freie Männer“ zur ersten Versammlung nach zwölf Jahren. Das Logenhaus diente damals als Hilfskrankenhaus und später als Wirtschaftsamt der Stadt Hof, die im übrigen wenig Neigung
zeigte, das Gebäude freiwillig zurückzugeben. So trafen sich die Brüder zunächst in Gaststätten: in der ,,Altstadt“, im ,,Alten Bahnhof“, in der ,,Gartengesellschaft“.

Der Mann dieser Zeit hieß Karl Roeder. Er schweißte die Freimaurer-Brüder zusammen und sorgte dafür, daß sogenannte Deputationslogen gegründet wurden, so ,,Zum Weißen Gold am Kornberg“ in Selb, ,,Zur Brücke“ in
Münchberg-Helmbrechts, ,,Zur Brudertreue an der Luisenburg“ in Wunsiedel-Marktredwitz. Letztgenannte gibt es noch heute als selbständige Loge, die beiden anderen lösten sich wieder auf.

Die US-Loge

1949 bekam der ,,Morgenstern“ sein Haus zurück. Bei einer Spendenaktion gelang es, soviel Geld zu sammeln, daß die Räume glanzvoll renoviert werden konnten. An der ,,Lichteinbringung“, wie das Zeremoniell der
Gründung oder Wiedereröffnung einer Loge genannt wird, beteiligten sich 176 Freimaurer aus nah und fern. Im selben Jahr wurde auch das 150. Jubläum feierlich begangen.

Die folgenden Jahre verliefen in einem ruhigeren Fahrwasser. Von besonderer Bedeutung ist die Gründung einer amerikanischen Militärloge in Hof. Die ,,Brothers on the Border“ waren zehn Jahre Gäste im Hofer Logenhaus.
Nach Abzug der US- Streitkräfte wurde die Loge 1972 geschlossen. Ihr letzter Stuhlmeister, Hans-Karl Ritter, arbeitet noch immer im ,,Morgenstern“ mit.

Eine erneute bedeutende Renovierung des Hauses erfolgte 1969/70. Für viel Geld wurde im Parterre des Hauses ein Restaurant eingerichtet, das noch heute existiert. Das neue, schöne Logenhaus war auch Schauplatz für den Großlogentag der Alten, Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFAM), wie die Dachorganisation des ,,Morgenstern“ heißt. Unter Leitung des damaligen Stuhlmeisters Christian Otto-Wolf wurde 1983 groß ge
feiert. In der Freiheitshalle erhielt der russische Dichter Lew Kopelew den Kulturpreis der deutschen Freimaurer.

Bubis spricht

In diesen Tagen steht ein neues Fest bevor. Die Bruderschaft feiert am 12. und 13. Juni im nochmals aufwendig renovierten Logenhaus ihr 200. Jubiläum – ein seltenes fürwahr. Dazu werden Gäste aus ganz Deutschland
erwartet. Neben den – auch nach 200 Jahren – immer noch nicht öffentlich zugänglichen Tempelarbeiten werden auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden. So eine Ausstellung im Hofer Museum und eine öffentliche Matinèe
in der ,,Bürgergesellschaft“ mit dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis am 13. Juni.

Meister vom Stuhl ist im Jubiläumsjahr der Hofer Geschäftsmann Manfred Flessa. Er und seine Brüder wollen zeigen, daß die Ideale der Freimaurer auch am Übergang zu einem neuen Jahrtausend ungebrochen sind:
Toleranz und Menschlichkeit und brüderliche Liebe werden heute wohl genauso gebraucht wie vor 200 Jahre