1945 - 1998

Die Freimaurerloge “Zum Morgenstern” wurde 1799 gegründet

1945 - 1947

Der Zusammenbruch des nationalsozialistischen Systems 1945 führte zu einer Schicksalswende des deutschen Volkes. Auch die Freimaurerei konnte nach 12 Jahren Verbotszeit wieder ins Leben gerufen werden. Der Wiederaufbau der Hofer Loge war mit Schwierigkeiten verbunden, von denen sich die heutige Generation kaum mehr ein Bild machen kann. Durch Gesetz des Alliierten Kontrollrates in Berlin durften alle durch die Nationalsozialisten verbotenen Vereine und Organisationen in den alten Formen wieder erstehen.

So sammelte Br.: August Horn, der letzte Stuhlmeister vor dem Verbot der Loge durch die Nationalsozialisten die übriggebliebenen Brüder, um die Neugründung des Morgensterns in die Wege zu leiten. Seit der Schließung der Loge im Jahr 1933 waren bis 1945 57 Brüder verstorben. Das waren mehr als 50 Prozent des Mitgliederbestandes. Mit Genehmigung der lokalen US-Militärregierung versammelten sich am 17. März 1946 in den Räumen der Firma Pechstein 40 Brüder zur Gründungsversammlung. Br.: Horn war trotz seines hohen Alters bereit, nochmals die Bürde der Stuhlmeisterschaft zu übernehmen

Ein Lizenzgesuch für die Loge wurde an die Stadt Hof eingereicht, die offizielle Genehmigung erfolgte aber erst am 21. Juni 1947 durch die US-Militärregierung in München. Das beschlagnahmte Logengebäude in der Kreuzsteinstraße diente damals als Hilfskrankenhaus und dann als Wirtschaftsamt der Stadt Hof. Die Brüder des Morgensterns mußten sich in öffentlichen Gaststätten treffen wie in der „Altstadt“, im „Alten Bahnhof“ und der „Gartengesellschaft“. Der Monatsbeitrag betrug damals drei Reichsmark.

Die erste Logenarbeit mit Johannisfest konnte am 24. August 1947 in den Räumen der „Gartengesellschaft“ gefeiert werden. Obwohl in der Verbotszeit die meisten freimaurerischen Ritualgegenstände verlorengegangen waren, gelang es, den provisorischen Tempel würdig auszustatten. Erschienen waren 72 Brüder, darunter viele aus den Nachbarstädten.

Am 19. Oktober 1947 wurden in einer Einverbrüderungsloge 20 Brüder, die vor 1933 in Logen in Ost- und Mitteldeutschland gearbeitet hatten und durch Evakuierung oder Ausweisung aus ihrer Heimat in den Hofer Raum gekommen waren, als volle Mitglieder des Morgenstern aufgenommen. Br.: Karl Roeder besuchte im Auftrag des Hofer Stuhlmeisters trotz sehr schlechter Verkehrsverbindungen die ersten Freimaurertreffen in Fürth und Bayreuth und bemühte sich auch im weiteren Hofer Umland um einen Wiederaufbau der Freimaurerei.

So konnten in der Folgezeit Deputationslogen des “Morgensterns” gegründet werden: “Zum Weißen Gold am Kornberg” in Selb, “Zur Brücke” in Münchberg-Helmbrechts und “Zur Brudertreue an der Luisenburg” in Wunsiedel. Während die letztgenannte sich bald zu einer selbstständigen und heute noch bestehenden Loge entwickelte, mußten die Deputationslogen in Münchberg und Selb wegen gesunkener Mitgliederzahlen in den späteren Jahren wieder geschlossen werden.

1948 - 1950

Am 18. März 1948 legte der hochverdiente und hochbetagte Br.: Horn das Amt des Meisters vom Stuhl nieder und die Bruderschaft betraute mit der Hammerführung Br.: Karl Roeder, der das Amt zwölf Jahre mit großem Erfolg führte. Zu Beginn des Jahres 1948 erfolgten die ersten Neuaufnahmen von Hofer Bürgern in die Freimaurerloge “Zum Morgenstern”.

Das Jahr 1949 war für die Loge in vielerlei Hinsicht sehr bedeutsam. Zunächst gelang es, nach mancherlei Rückschlägen und Schwierigkeiten, das Logenhaus in der Kreuzsteinstraße von der Stadt Hof zurückzubekommen. So konnte am 13. März 1949 der Einzug in unser Heim nach fünfzehnjähriger Trennung gefeiert werden. Die Räume waren in einem desolaten Zustand und bedurften der Erneuerung; dies gelang durch die Hilfsbereitschaft und durch reiche Geldspenden der Brüder. Zur Zeremonie der Lichteinbringung hatte sich die enorme Zahl von 176 Brüdern aus nah und fern eingefunden

So dann war es den Brüdern vergönnt, das 150jährige Bestehen der Hofer Loge im eigenen Haus zu begehen. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum am Johannisfest 1949 bildeten einen denkwürdigen Markstein in der Logengeschichte. Eine Delegation der Hofer Brüder nahm schließlich teil an dem Zusammenschluß deutscher Logen zur “Vereinigten Großloge von Deutschland” in der Paulskirche zu Frankfurt/Main am 19. Juni 1949.

Um das Jahr 1950 erreichte die Mitgliederzahl des “Morgenstern” einen Höchststand; zusammen mit den erwähnten Deputationslogen waren es rund 140 Brüder. Diese hohe Zahl konnte in den Folgejahren nicht gehalten werden, denn viele der Brüder befanden sich im vorgerückten Alter; ein Teil der Heimatvertriebenen verzog in andere Regionen Deutschlands.

1951 - 1980

Verglichen mit diesen ereignisreichen und schwierigen Jahren von 1946 bis 1950 verliefen dann die folgenden fünziger und sechziger Jahre in einem ruhigeren Fahrwasser. Sie dienten dazu, die Loge weiter auszubauen und neue Mitglieder zu finden.

Vom 9. September 1962 bis 1972 arbeiteten im Logenhaus Zum Kreuzstein die “Brothers on the Border Lodge
# 884”, eine Freimaurerloge, die von in Hof stationierten amerikanischen Soldaten gegründet worden war. Die Loge hatte 26 Chartermembers. Ihre Mitglieder waren zumeist Angehörige der 6915. Security Group und der 606. AC&W Squadron der US Air Force, die die Funk- und Radarbeobachtungsstationen in Hof und am Döbraberg bedienten und einige deutsche Brüder. Insgesamt durchliefen 118 Brüder diese Loge. Aus ihr ging 1968/69 James E. Clark als Großmeister der American Canadian Grand Lodge hervor. 

 

Die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Brüdern war eng und herzlich. Besonders beliebt war Washingtons Geburtstag, der gemeinsam von deutschen und amerikanischen Brüdern gefeiert wurde. Die Arbeiten der Brothers on the Border und des Morgenstern wurden gegenseitig besucht.

Nach dem überwiegenden Abzug der Amerikaner aus dem Raum Hof im Jahr 1972 stellte die Loge ihre Arbeit ein. Die in Deutschland gebliebenen amerikanischen Brüder wurden in die Loge Truth&Friendship #828 in Fürth überführt. Die Werkzeuge der amerikansichen Loge werden von der Loge “Zum Morgenstern” verwahrt. Es war eine enge und brüderliche Zusammenarbeit, die sich auch dadurch auszeichnete, daß Brüder des “Morgenstern” gleichzeitig Mitglieder der amerikanischen Loge waren und daß unser Bruder Hans-Karl Ritter der letzte Stuhlmeister der “Brothers of the Border” war, als diese Loge wegen des teilweisen Abzugs der Amerikaner aus Deutschland 1972 ihre Arbeit einstellen mußte.

Inzwischen hatte der Zahn der Zeit an unserem über 100 Jahre alten Logengebäude genagt und erhebliche Reparaturen unumgänglich gemacht. Auch ein Verkauf der Liegenschaft wurde damals diskutiert, aber dann glücklicherweise verworfen. In den Jahren 1969/70 wurden daher umfangreiche und langwierige Reparaturarbeiten durchgeführt, wobei im Erdgeschoß Räume für eine Gaststätte eingerichtet wurden.

1983 - 1998

Ein großes Ereignis konnte die Loge im Jahre 1983 begehen. Die Großloge der “Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland” hielt in Hof im Mai ihren alljährlichen Großlogentag. Die Tempelarbeit in der Hofer Freiheitshalle mit einer Vielzahl von Brüdern wird allen Beteiligten dauernd im Gedächtnis bleiben. Im Rahmen des Großlogentages wurde der Kulturpreis der deutschen Freimaurer an den russischen Dichter Lev Kopelev verliehen

In der Geschichte der Großloge AFAM heißt es hierzu:

Am zweiten Tag des Großlogentages 1983 fand die festliche Verleihung des Kulturpreises an den russischen Schriftsteller Lew Kopelew statt, der vom Sowjet-Regime ausgebürgert worden war und nun mit seiner Frau in Köln lebte. … Die Hofer Presse, übrigens glänzend informiert, hatte ausführlich auf den Festakt hingewiesen und so war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. … Daas Adagio candabile der Hofer Symphoniker leitete mit den Variationen zur Melodie unseres Deutschlandliedes über zur Lautadio durch Rolf Appel. Meisterlich packte er die Zuhörer mit der Nachzeichnung des schweren Lebensweges von Lew Kopelew vom idealistisch gläubigen Jungkommunisten zum Kriegsfreiwilligen der Roten Armee, vom durch Kriegsgreuel entsetzten Major zum Sträfling wegen Mitleids mit dem Feinde. Den zum Regimekritiker gewordenen literarischen Kämpfer für Menschrenrechte und Toleranz feierte Appel in brillianter Rhetorik, die häufig Beifall hervorrief, sprach von Brücken über Mauern hinweg und nannte die Dichtung das Gewissen Russlands.

Immer vom Beifall behindert, vom Blitzlichtgewitter der Fotografen und den Spotlights beider Fernsehanstalten beleuchtet, Großmeister Br.: Bornschein, die Preisverleihung nebst Verlesung der Urkunde durch Großkanzler Br.: Jung vorzunehmen. Auch Lew Kopelew hatte dann Mühe, über den Beifall zu Wort zu kommen. „Was wußte ich von der Freimaurerei?“ Er hatte bei Tolstoj davon gelesen, von Puschkins Logenzugehörigkeit erfahren und die Verleumdungen durch die Partei aufgenommen. Heute weiß er, dass seine Prosa auch immer die der Freimaurerei und aller Menschen guten Willens gewesen ist. Er werde den Freimaurern immer ein getreuer Waffenbruder sein. Stehend spendeten die Zuhörer – und sogar die Mannschaften des Fernsehens – langen Applaus. 

Im Jahre 1990 trennte sich eine Handvoll Brüder des “Zum Morgenstern” von ihrer Mutterloge, um in Hof eine zweite Bauhütte mit dem Namen “Arche” zu gründen, mit der wir im brüderlichen Geist zusammenarbeiten.

Zur Vorbereitung auf die 200-Jahr-Feier im Jahr 1999 wurde das Logenhaus in den Jahren 1997 / 1998 umfassend renoviert und modernisiert.